Soziale Phobie – Die Angst vor Menschen?

Ein fiktives Beispiel für einen Menschen, der an einer sozialen Phobie leidet 

Stefanie traut sich nicht aus dem Haus. Ihre Einkäufe erledigt sie nicht selber und auch der Kontakt zu Freunden und der Familie nimmt immer mehr ab. Sie scheut die Öffentlichkeit und sie mag es auch nicht im Mittelpunkt innerhalb sozialer Gruppen zu stehen. Denn sie hat Angst davor, die Erwartungen anderer nicht erfüllen zu können oder sich peinlich zu verhalten. Und jedes Mal, wenn Stefanie in solche Situationen gerät, dann fängt sie an zu schwitzen, ihr Herz rast und ihr Körper beginnt zu zittern. Aus diesen Gründen meidet sie immer häufiger solche Situationen. 

So oder so ähnlich ergeht es vielen Menschen, die an einer sozialen Phobie leiden. Aber ab wann spricht man von einer sozialen Phobie? 

Was ist eigentlich eine soziale Phobie? 

Eine soziale Phobie ist nicht die Angst vor Menschen im Allgemeinen. Sie bezieht sich vielmehr auf Situationen, in denen der Betroffene befürchtet von anderen Menschen geprüft, kritisch begutachtet oder bewertet zu werden. 

Gleichzeit versucht die Person Situationen zu vermeiden, was wiederum zu einer Verschlechterung seiner psychischen Gesundheit führt.    

Habe ich eine Soziale Phobie? Und wenn ja – was soll ich dann tun? 

Im Folgenden wird zunächst ein kurzer Überblick über die Erkrankung gegeben. Anschließend werden Kriterien der Diagnose aufgezählt, um zum Schluss auf die Behandlung der Sozialen Phobie einzugehen. 

Was sind die Fakten? 

Neben Depressionen gehören die Angsterkrankungen, zu denen auch soziale Phobien zählt, zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Etwa 7-16 Prozent der Menschen in Deutschland leiden im Laufe ihres Lebens an einer Sozialen Phobie. Dabei erkranken Frauen statistisch gesehen deutlich häufiger an diesem Krankheitsbild als Männer (ca. 1,5 bis 2-mal so häufig). Nicht selten leiden Menschen zusätzlich zur Sozialen Phobie noch an anderen psychischen Erkrankungen. Insbesondere Depressionen oder Suchterkrankungen (z.B. Alkoholabhängigkeit) treten im Zusammenhang mit sozialen Phobien häufiger auf. 

Kriterien und Symptome von Sozialen Phobien 

Nach der internationalen statistischen Klassifikation von Krankheiten und verwandten Gesundheitsproblemen (kurz ICD: international statistical classification of diseases an related health problems) werden Diagnosen von Krankheiten nach bestimmten Kriterien verschlüsselt und vergeben. Der Herausgeber der ICD ist die Weltgesundheitsorganisation. Zurzeit findet die zehnte Revision der Klassifikation (ICD-10) ihren Einsatz. 

Soziale Phobien werden nach ICD-10 mit F40.1 verschlüsselt. Bei der Diagnosestellung sind zwei Kriterien besonders wichtig. Zum einen ist die Furcht vor prüfender oder kritischer Begutachtung und Bewertung von anderen Menschen zu nennen. Zum anderen spielt bei den Betroffenen die Vermeidung von Situationen eine Rolle, in denen eine solche Begutachtung oder Bewertung potenziell vermutet und befürchtet wird. Bei Personen, die unter einer sozialen Phobie leiden, wird häufig auch ein niedriges Selbstwert-Gefühl festgestellt. Betroffene benennen in der Regel eine oder mehrere der folgenden Beschwerden oder Symptome – wobei die Menschen entweder diese tatsächlich zeigen oder starke Furcht vor diesen haben (Stichwort: Erwartungsangst): 

  • Erröten 
  • Zittern (z.B. der Hände) 
  • Übelkeit 
  • Erhöhter Drang zum Wasserlassen 
  • in der Öffentlichkeit zu sprechen, zu essen oder zu trinken 
  • Vermeidung von Blickkontakten 

Insbesondere das ausgeprägte Vermeidungsverhalten, welches sich bis zu einer sozialen Isolation steigern kann, führt meistens zu weiteren Belastungen. So kann es erhebliche negative Auswirkungen auf das Privat- und das Berufsleben der Betroffenen haben. In manchen Fällen können sich die oben genannten Symptome bis zu Panikattacken steigern.  

Habe ich eine Soziale Phobie? 

Von ihrem behandelnden Facharzt oder Psychotherapeuten werden folgende diagnostische Kriterien überprüft: 

  • Haben Sie Angst vor Aufmerksamkeit Ihre Person betreffend und vor (häufig: Leistungs-) Situationen, in denen Sie kritisch bewertet werden oder in denen Sie sich blamieren könnten? 
  • Lösen die Vorstellung von oder die tatsächliche Konfrontation mit bestimmten Situationen, in denen Sie in der Öffentlichkeit stehen, Leistungen gefordert oder für Sie ungewohnt sind, bei Ihnen Angstreaktionen oder sogar Panikattacken aus? (z.B. Restaurantbesuche, Amtsbesuche, Univorträge etc.) 
  • Vermeiden Sie daher diese Situationen oder stehen diese nur unter starken Angstgefühlen durch, obwohl Ihnen die (negativen) Konsequenzen dieser Vermeidung bewusst sind? (z.B. Einsamkeit, drohende Exmatrikulation, Verzicht auf Kinobesuche etc.) 
  • Leiden Sie unter diesen Einschränkungen und verspüren Sie eine deutliche Minderung Ihrer Lebensqualität? 
  • Bestehen diese Ängste länger als sechs Monate? 
  • Erkennen Sie, dass Ihr Verhalten übertrieben ist? 
  • Werden die Ängste weder durch die Einnahme von Medikamenten oder Drogen noch durch andere körperliche oder psychische Erkrankungen erklärt oder verursacht? 

Mögliche Ursachen

Ursächlich für die Vermeidung von zwischenmenschlichen Kontakten ist die Angst sich zu blamieren und abgewiesen zu werden. Wie diese Angst bei der betroffenen Person ursprünglich entstanden ist, kann verschiedene Gründe haben. Ein prägender Faktor oder die Summe von verschiedenen möglichen Einflüssen können zu der Entwicklung dieses Krankheitsbildes geführt haben. Zu den möglichen Ursachen gehören v.a.: 

  • Genetische Veranlagung 
  • Prägende Erfahrungen mit anderen Menschen (z.B. Mobbing, besonders peinliche Momente etc.) 

Aus diesen ergeben sich dann charakteristische, dysfunktionale Denk- und Verhaltensweisen, wie etwa: 

  • Katastrophisierende Gedankenszenarien (d.h. ein Ausmalen des Schlimmsten in bestimmten vorgestellten/erwarteten Situationen) 
  • Ein negatives Selbstbild 
  • Eine übertriebene Fokussierung auf die eigenen körperlichen Symptome oder Reaktionen (z.B. die Angst und Beschäftigung vor und mit dem Erröten, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass wir tatsächlich erröten werden) 

Therapeutisch noch wichtiger als die Frage nach den Ursachen der Sozialen Phobie ist jedoch die Frage nach der bestmöglichen Behandlung. 

Wie sehen mögliche therapeutische Behandlungen aus? 

Im Folgenden soll der Ablauf einer Verhaltenstherapie und einer Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie beschrieben werden. Beide Therapieverfahren werden in der MEINE.Klinik in Bonn im ambulanten Setting angeboten. Die weiter unten beschriebenen Abläufe dienen als Einblick in die Struktur der Behandlung. Detaillierter und individualisierter werden diese Therapie-Aspekte in persönlichen Gesprächen während der eigenen Behandlung erläutert und angegangen. 

Verhaltenstherapie (VT) 

  1. Rahmenbedingen, Ziele und Fragen bzgl. der Therapie werden geklärt 
  1. Aufbau einer stabilen und empathischen Beziehung zwischen Behandler und Behandeltem 
  1. Entwicklung eines individuellen Krankheitsmodells 
  1. Selbstbeobachtung und Analyse der Faktoren zum Auslösen und zur Aufrechterhaltung der Sozialen Phobie 
  1. Konfrontation mit angstauslösenden Situationen (vorgestellt und tatsächlich / in sensu und in vivo) 
  1. Arbeiten an den Grundüberzeugungen und dem Selbstbild 

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP) 

In der tiefenpsychologischen Psychotherapie versucht man die Symptome auf dem Hintergrund biographischer Erlebnisse und Ereignisse zu verstehen, einzuordnen und aufzuarbeiten. Man geht von einer tieferliegenden, nicht bewussten Konfliktdynamik aus, die den sozialen Ängsten erst ihre eigentliche Brisanz verleiht. 

Vor allem beschämende oder erniedrigende Erlebnisse in Beziehungen und sozialen Kontakten können ein Auslöser sein und sich in der Gegenwart auf andere Menschen und Situationen übertragen. Gemeinsam erforschen Therapeut und Patient, wie ein solches Beziehungsmuster entstanden ist und welchen Zweck es erfüllt hat.  

Ziel der Therapie ist, die Ursachen der Symptomatik mit dem Blick in die Biographie zu verstehen und so neue Erlebens- und Gestaltungsoptionen zu ermöglichen. 

MEINE.Klinik: Ärztliche Beratung und Hilfe  

In der MEINE.Klinik kommt es zu einem ständigen fachlichen Austausch zwischen den Verhaltenstherapeuten und den tiefenpsychologisch-fundierten Psychotherapeuten, sodass wir unser multimodales Behandlungskonzept stetig erweitern. 
Zudem ist aus unserer Sicht die Klienten-Therapeuten-Beziehung wesentlich wichtiger als die Entscheidung zwischen den Therapieformen und –verfahren. In einem persönlichen Gespräch sollten Sie daher in erster Linie überprüfen, ob Sie sich in der Therapie wohl und sicher fühlen. Das Behandlungskonzept des Therapeuten, die Art und Weise, wie er therapiert, werden Sie sehr schnell im Laufe der Therapie erfahren. Dies passiert innerhalb der sogenannten vier Probatorischen Sitzungen. Sollten Sie innerhalb dieser Sitzungen den Behandler lieber wechseln wollen, so ist dieses innerhalb der MEINE.Klinik unbürokratisch und schnell möglich. 

Vereinbaren Sie gerne einen Soforttermin mit uns. Die Privatklinik bringt die Kompetenz und Erfahrung im Bereich Angsterkrankungen im Allgemeinen und Soziale Phobien im Speziellen mit, um Ihnen effektiv weiterzuhelfen. Wir beraten Sie gerne bei Ihrem Anliegen. 

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