AD-H-S – Diagnose und Therapie

AD-H-S – Diagnose und Therapie


AD-H-S, oder Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die sich hauptsächlich durch Probleme mit Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität auszeichnet. Die Symptome von AD-H-S können in unterschiedlichen Kombinationen und Schweregraden auftreten. 

AD-H-S wird als eine neurobiologische Entwicklungsstörung betrachtet, die eine genetische Veranlagung hat und durch Unterschiede in der Gehirnstruktur und -funktion gekennzeichnet ist. Sie ist als medizinische Störung anerkannt und kann erhebliche Beeinträchtigungen und Leidensdruck verursachen, die eine Behandlung erfordern.

Die genaue Ursache von AD-H-S ist nicht vollständig geklärt, jedoch spielen genetische Faktoren eine bedeutende Rolle. Auch Umwelteinflüsse, wie vorgeburtliche Belastungen durch Rauchen oder Alkohol, und neurobiologische Unterschiede im Gehirn tragen zur Entwicklung von AD-H-S bei.

Es gibt drei Haupttypen von AD-H-S:

  • Vorwiegend unaufmerksamer Typ
    Menschen mit diesem Typ haben vor allem Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten, sind oft leicht ablenkbar, vergessen oft Aufgaben und haben Probleme, Details zu beachten oder Aufgaben zu organisieren.
  • Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ
    Bei diesem Typ überwiegen Symptome wie übermäßige Bewegungsunruhe, Schwierigkeiten, still zu sitzen, ständiges Reden und impulsives Verhalten, wie etwa Unterbrechen anderer oder das Ausführen von Handlungen ohne Nachzudenken über die Konsequenzen.
  • Kombinierter Typ
    Dieser Typ zeigt sowohl Symptome der Unaufmerksamkeit als auch der Hyperaktivität und Impulsivität.

Die Behandlung von AD-H-S kann eine Kombination aus Verhaltenstherapie, Medikamenten und Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags umfassen. Stimulanzien wie Methylphenidat (Ritalin) und Amphetamine (Adderall) sind häufig verschriebene Medikamente, die helfen können, die Symptome zu kontrollieren und um Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, Organisation und Impulskontrolle zu entwickeln.

Symptome der “AD-H-S-Typen” 

Die Symptome zu den drei Haupttypen von AD-H-S:

1. Vorwiegend unaufmerksamer Typ

  • Unaufmerksamkeit bei Aufgaben: 
    Schwierigkeiten, Details zu beachten und viele Flüchtigkeitsfehler.
  • Ablenkbarkeit: 
    Leicht durch äußere Reize ablenkbar.
  • Probleme bei der Aufgabenorganisation: 
    Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren.
  • Vermeidung langwieriger Aufgaben: 
    Unwilligkeit, Aufgaben zu beginnen, die anhaltende geistige Anstrengung erfordern.
  • Vergesslichkeit: 
    Häufiges Vergessen von täglichen Aufgaben und Pflichten.
  • Verlieren von Dingen: 
    Häufiges Verlieren von Gegenständen, die für Aufgaben benötigt werden, wie Schulmaterialien, Schlüssel usw.

2. Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ

  • Übermäßige Bewegungsunruhe: 
    Häufiges Zappeln oder Winden in Situationen, in denen stilles Sitzen erwartet wird.
  • Unfähigkeit, still zu sitzen: 
    Verlassen des Platzes in Situationen, in denen sitzen bleiben erwartet wird (z.B. im Klassenzimmer).
  • Laufen oder Klettern in unangebrachten Situationen: 
    Zeigt unruhiges Verhalten, das nicht altersgerecht ist.
  • Schwierigkeiten, ruhig zu spielen: 
    Unfähigkeit, leise und ruhig zu spielen oder Freizeitaktivitäten auszuüben.
  • Ständiges “auf dem Sprung” sein: 
    Handelt oft, als wäre er “getrieben von einem Motor”.
  • Exzessives Reden: 
    Redet übermäßig viel.
  • Impulsivität: 
    Beantwortet Fragen, bevor sie vollständig gestellt wurden, Schwierigkeiten, in Gesprächen oder Spielen zu warten, häufiges Unterbrechen oder Stören anderer.

3. Kombinierter Typ

  • Kombination der oben genannten Symptome: 
    Personen mit dem kombinierten Typ zeigen sowohl erhebliche Symptome der Unaufmerksamkeit als auch der Hyperaktivität und Impulsivität.

Diagnose von AD-H-S 


Die Diagnose von AD-H-S erfolgt durch Fachleute mittels einer umfassenden Bewertung, die verschiedene Methoden und Quellen kombiniert, um ein vollständiges Bild der Symptome und deren Auswirkungen auf das tägliche Leben des Betroffenen zu erhalten. 

Die Behandlung von AD-H-S erfolgt in der Regel durch Fachleute, wie Psychologen, Psychiater oder Kinderärzte. Eine umfassende Bewertung ist notwendig, um den genauen Typ und die spezifischen Bedürfnisse des Einzelnen zu bestimmen. Die Diagnose von AD-H-S basiert auf einer umfassenden Bewertung, die in der Regel durch eine Kombination von Verhaltensbeobachtungen, Berichten von Eltern und Lehrern sowie standardisierten Fragebögen erfolgt. 

Hier sind die wichtigsten Schritte und Werkzeuge, die dabei verwendet werden:

1. Klinische Interviews

    • Anamnese: 
      Detaillierte Erfassung der medizinischen, schulischen und sozialen Vorgeschichte des Patienten. Aktueller Befund sowie Erfassen von Komorbiditäten (zusätzliche Krankheiten).
    • Interviews mit Eltern, Lehrern und anderen Bezugspersonen: 
      Diese helfen, das Verhalten des Kindes in verschiedenen Kontexten zu verstehen.

    2. Standardisierte Fragebögen und Skale

    3. Verhaltensbeobachtungen

    4. Kognitive und neuropsychologische Tests

    5. Überprüfung der DSM-5-Kriterien

    • Symptomcheckliste: 
      Überprüfung der spezifischen DSM-5-Kriterien für AD-H-S.
    • Dauer und Intensität der Symptome: 
      Symptome müssen seit mindestens sechs Monaten bestehen und in mehr als einem Umfeld (z.B. Schule und Zuhause) auftreten.
    • Beeinträchtigung: 
      Die Symptome müssen zu einer erheblichen Beeinträchtigung des sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionierens führen.

    6. Ausschluss anderer Ursachen

    • Differenzialdiagnose: 
      Ausschluss anderer medizinischer, psychologischer und sozialer Bedingungen, die ähnliche Symptome verursachen können (z.B. Angststörungen, Depressionen, Lernschwierigkeiten).

    7. Multidisziplinärer Ansatz

    • Zusammenarbeit: 
      Einbeziehung verschiedener Fachleute wie Kinderärzte, Psychologen, Psychiater und Lehrer, um eine umfassende Diagnose zu stellen.

    Diese Kombination aus Methoden und Werkzeugen hilft Fachleuten, eine genaue Diagnose von AD-H-S zu stellen und individuelle Behandlungspläne zu entwickeln.

    Therapien für AD-H-S-Betroffene 

    Für ADHS-Betroffene gibt es eine Vielzahl von Therapiemöglichkeiten, die je nach Alter, Symptomen und individuellen Bedürfnissen des Patienten angepasst werden können. Die Behandlung kann eine Kombination aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Ansätzen umfassen. 

    Hier sind die wichtigsten Therapieoptionen:

    1. Medikamentöse Therapie

    • Stimulanzien: 
      Die am häufigsten verschriebenen Medikamente für AD-H-S sind Stimulanzien wie Methylphenidat (z.B. Ritalin, Concerta) und Amphetaminpräparate (z.B. Adderall, Vyvanse). Diese Medikamente erhöhen die Konzentration von Dopamin und Noradrenalin im Gehirn, was die Aufmerksamkeit und Impulskontrolle verbessert.
    • Nicht-Stimulanzien: 
      Alternativen zu Stimulanzien umfassen Atomoxetin (Strattera) und Guanfacin (Intuniv), die ebenfalls die Symptome von AD-H-S lindern können, insbesondere wenn Stimulanzien nicht wirksam sind oder unerwünschte Nebenwirkungen haben.

    2. Verhaltenstherapie

    • Verhaltenstherapeutische Interventionen: 
      Diese zielen darauf ab, spezifische Verhaltensweisen zu ändern und positive Verhaltensstrategien zu fördern. Techniken können Belohnungssysteme, Strukturierung von Aufgaben und das Erlernen von Selbstregulationsstrategien umfassen.
    • Elterntraining: 
      Geprächsherapie: Aufarbeitung und Einordnung von schwierigen psychosozialen Lebensumständen, biographischen Themen und anderen psych. Erkrankungen, die zusätzlich belastend sind und/oder die AD-H-Symptomatik forcieren.

    3. Psychoedukation

    • Aufklärung: 
      Betroffene und ihre Familien erhalten Informationen über AD-H-S, um ein besseres Verständnis der Störung und ihrer Auswirkungen zu entwickeln.
    • Strategien zur Bewältigung: Anleitung zu Techniken, die helfen, den Alltag besser zu organisieren und zu strukturieren.

    4. Kognitive Verhaltenstherapie (CBT)

    • Veränderung negativer Denkmuster: 
      CBT hilft dabei, negative Denkmuster zu erkennen und zu verändern, die das Verhalten und die Emotionen beeinflussen.
    • Problemlösestrategien: 
      Entwicklung und Anwendung von Techniken zur Bewältigung spezifischer Herausforderungen im Alltag.

    5. Ergotherapie

    • Sensomotorische Integration: 
      Therapien zur Verbesserung der Feinmotorik, Grobmotorik und sensorischen Verarbeitung, die oft bei AD-H-S-Betroffenen beeinträchtigt sind.
    • Alltagsfähigkeiten: 
      Unterstützung bei der Entwicklung von Fähigkeiten zur Selbstorganisation und Zeitmanagement.

    6. Sozialkompetenztraining

    • Soziale Interaktionsfähigkeiten: 
      Training, um die sozialen Fähigkeiten zu verbessern, wie z.B. das Erkennen sozialer Hinweise, das Verstehen von Gefühlen anderer und das Entwickeln angemessener Reaktionen.

    Die Wahl der richtigen Therapie hängt von der individuellen Situation des Betroffenen ab und sollte in enger Zusammenarbeit mit Fachleuten erfolgen.

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    AD-H-S – Diagnose und Therapie

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